Chenel || Arbeitszimmer

Der Weg hierher - sprich, die Relicanth-Bucht - er war... nun, was war er? "Aufregend" oder "unterhaltsam" wohl ganz bestimmt nicht! Während meines ganzen Fußmarsches vom Gebirge zum Meer ist einfach nichts passiert! Nichts! Nicht, dass das etwas schlimmes wäre, aber etwas Abwechslung war doch wohl wünschenswert, oder etwa nicht? Täuschte ich mich? Immerhin: sich nur ganze Zeit die Vegetation am Wegesrande anschauen, war nicht unbedingt das, was man als "Highlight" versteht.
Der Weg war also weder "unterhaltsam" noch "beschwerlich". Was war er denn? "Langweilig". Oh, dieses Wort, es passte, wie die Faust auf's Auge. Muss ich das noch einmal detailliert ausführen? Nein? Gut danke. Für all jene, die es nichtsdestotrotz interessierte: Vegatation, Bäume, Gras, Erde. Zufrieden?

Als ich dann jedoch in die Meereszone kam, änderte es sich - ein wenig. Hier war das, was ich sah, noch neu für mich. Natürlich kannte ich Sand bereits aus der Wüste und Palmen waren nun auch nicht unbedingt äußerst spektakulär, aber die Aussicht auf das Meer (nun, das musste ich wohl oder übel zugeben) war faszinierend. Während das Gebirge relativ grau wirkte, merkte man dem Meere an, dass es Natur pur war; vermutlich würde es westlich von hier, im Walde, nochmal ganz anders aussehen. Mehr Natur? Sehr gut möglich. Alleine der Zeitenbaum sollte wohl Indiz genug sein.
Aber um den Wald ging es nicht! Nein, was interessierte, war nun das Meer. Besser gesagt die Maringilde. Ein Problem dem geholfen werden musste - durch mich, dem Schatten der Berge. Ich war die einzige Rettung, die letzte Hoffnung! Und ich würde sie nicht im Stich lassen. Vermutlich war es nur irgendein dummer, nebensächlicher Rettungsjob oder eine kleine Meinungsverschiedenheit, mit der die Gildenanführerin (von der ich bisher nur den Namen kannte) nicht zurecht kam; tja, was erwartete man schon von einem Neuling auf diesem Gebiet. Nicht jeder konnte mit der Aufgabe betraut werden, eine Gilde zu leiten und zu koordinieren - eine anspruchsvolle Aufgabe, der nur wenige gerecht wurden (Ich zum Beispiel).

Ich war zwar noch nie zu Besuch in der Maringilde, aber aus den Erzählungen des früheren Gildenanführers, Altaria, wusste ich, dass das Gebäude dem der Himmelsstürmergilde ähnelte: es war ebenfalls eine Art Tunnelsysstem. Das Besondere jedoch war, dass die Gilde "in" einer Klippe war, sprich, durch das Graben von Löchern (durch die Wände) erhielt man leicht ein Fenster mit Aussicht auf das blaustrahlende Meer. Der Anblick würde sich sicher lohnen, aber... ich bleib dann doch meinem Gebirge treu. Nichts war so schön, wie diese graue, steinige Landschaft. So viel stand fest.
Innerhalb der Gilde fragte ich ein paar der Erkunder, ob sie mir den Weg zum Zimmer des Gildenoberhaupts zeigen könnten, und zögerlich tatetn sie dies. Tja, mein Ruf eilte mir also auch außerhalb des Gebirges (und natürlich auch der Stadt) voraus. Hmpf. Sehr gut.
Ich ließ mir, als wir die Gänge des Gebäudes durchschritten, den Vorhang, der wohl als "Tür" fungierte, von ebenjenen Pokémon öffnen und dann fiel mein Blick auf etwas... etwas, das mich entsetzen ließ: Tausende kleiner Augen starrten auf mich herab.

<<< Came from: "Himmelsstürmergilde - "Rhys' Räumlichkeiten"

WAS ZUM...?! WAS WAR DAS HIER?!?

"Das... nein, das konnte einfach nicht sein...", dachte ich mir, während ich, voller Entsetzen, auf die Regale mit tausenden, wenn nicht sogar mehr, Plüschtieren starrte. Die Gildenmeisterin, diese... diese Chenel... sie hatte nicht mehr alle Latten am Zaun; anders konnte ich mir diesen Raum nicht erklären. Gegen Plüschtiere hatte ich nichts, aber... Plüschtiere in dieser Menge... das konnte man nicht mehr als "normal" bezeichnen. Das war krank. Mehr als nur krank. Und da würde mir jedes Pokémon sicher zustimmen.

Schwerfällig konnte ich meinen Blick abwenden. Die Tatsache, dass ich von all diesen Dingern angestarrt wurde, machte mir einfach zu schaffen, doch letztendlich konnte ich mich auf das wesentliche konzentrieren, und sah, zum allerersten Male, die Anführerin der Maringilde: ein Bibor. Hmpf, nicht unbedingt passend für eine Gilde am Meer, aber wenn interessierte das? Swaroness musste sicher einen bestimmten Grund dabei im Kopf gehabt haben, als sie das Käferpokémon in diesen Rang hob. Mir sollte es also schnurz sein - mitunter auch, weil sie trotz ihres eher unpassenden Typen hochqualifiziert sein konnte (im Hinterkopf hatte ich zwar noch immer jene... jene Masse an ausgestopften Dingern, aber ich wollte mir zuerst ein Bild von ihr machen).

Freudig empfing mich das gelb/schwarze Pokémon und geleitete mich dabei an ihren Schreibtisch, indem sie einen ihrer Bohrer um mich legte. "Pass auf!", hätte ich am liebsten geschrien immerhin wusste jeder, dass diese weißen Stachel die Hauptangriffswerkzeuge von Bibors waren, aber, so gern ich es auch getan hätte, ich entschied mich, aus einem unerklärlichen Grunde, dagegen.
Ich saß vor dem Schreibtisch und die Anführerin, die auf den Namen "Chenel" hörte, flog noch einmal um diesen herum und starrte mir daraufhin in die Augen. Für einige Momente blieb dies so, komplette Stille, erst, als ich langsam genervt von dieser Warterei war, durchbrach ich sie.
"Sparen wir uns die Höflichkeitsfloskel; kommen wir zum wichtigen Teil über...", sagte ich in einer würdevollen Tonlage. "Was liegt an, Frau Anführerin? Ach ja... und: Rhys.".

Während das Insekt sprach, hörte ich nur mit einem Ohr zu. Wieso sollte ich meine komplette Aufmerksamkeit auch auf sie richten? Indem ich nebenbei auch die Gilde, beziehungsweise das Büro der Gildenleitung, studierte, sammelte ich Informationen. Informationen, die ich meiner Gilde verkünden konnte. Und erneut lautete das Zauberwort "Wissen". Je mehr ich über diesen Ort erfahren konnte, desto besser waren wir - ich schmunzelte - für den NOTFALL gewappnet. Wer weiß? Vielleicht würde sich die Maringilde gegen die Himmelsstürmergilde wenden? Für jenes Worst-Case-Szenario sollte ich meine zukünftigen Spähereinheiten doch mit möglichst vielen Informationen ausstatten, oder etwa nicht...?
Eine Erwiderung auf diesen Gedankengang erhielt ich fast sofort. Frau Bibor wollte doch wirklich ein Bündnis eingehen... was sie nicht sagt? Ich verkniff mir ein Grinsen. Gut... wenn es SO aussah, dann sollte ich vielleicht mitspielen und das ganze... ausnutzen... "Betrug"? Ach was; dieses Wort kannte ich gar nicht. Moment! Nein, ich kannte es... ich... wollte es lediglich nicht benutzen. Hehehe...

Und dann kam sie zu dem interessanten Punkt; jener Punkt, der mich dazu brachte die Gilde zu besuchen. Regenwasser. Anhaltender Regen der zu Überschwemmungen führen würde. Interessant. Im Norden Phylias hatte man, zumindest ich, nichts davon gehört. Vermutlich waren die zuständigen Flug-Pokémon noch nicht im Norden angekommen, oder ähnliches ist passiert - mir relativ schnuppe.
"Lass mich das nochmal zusammenfassen: Regen führt zu Überschwemmungen. Und die Maringilde, bestehend aus, zum Großteil, Wasserpokémon, braucht die Hilfe der Himmelsstürmergilde...?". Wie war das heute Morgen nochmal mit den anderen Gildenanführern? Wirklich niemand, außer meienr Wenigkeit, versteht sich natürlich, war für diesen wichtigen Posten wirklich geeignet... traurig, traurig... "Was springt dabei für uns heraus?", fragte ich nach. Es galt natürlich anderen Pokémon zu helfen und Leben zu retten, aber dennoch, eine Belohnung oder Entlohnung für die Anreise unserer Retter war gerecht, nicht wahr? Ich starrte dem gelbfarbenen Insekt in die roten Augen und wartete auf eine Antwort.

Dieses Bibor war verrückt; so viel stand fest. Eingehende Studien? Die waren nicht unbedingt erforderlich um auf ein ähnliches Ergebnis, wie das meine zu kommen. Man bemerke einfach mal diesen Raum. Natürlich war es jedem selber freigestellt, wie er seine Gemächer (um politisch korrekt zu bleiben: oder sie ihre) einrichtete, aber... tausende Plüschkreaturen? Ist sie dem Wahnsinn verfallen, oder wie...?
Das war zwar eine Möglichkeit, aber... Nein, kein "Aber". Es war nicht angebracht; noch vor zehn Sekunden hatte ich diese These aufgestellt, diese geniale These, die nur von einem Überpokémon, wie mir, aufgestellt werden konnte.
Dazu kam ihre... nun, nennen wir es doch einfach mal "Stimmungsschwankungen". Im einen Moment war sie total besorgt um das Meeresgebiet und seine Einwohner und dann, ohne zu zögern, schoss ein quietschender Laut hervor, wie er nur von einem pinke Zuckerwatte-liebenden, kleinen, feminen Ohrdoch kommen konnte. Ich konnte nicht anders, als bei diesem verstörenden Laut aufzuhorrchen und nach der Ursache zu suchen. Hmpf, es war dämlich von mir, dass ich im ersten Moment bestritten habe, dass er von dem Käfer kommen konnte...

Nun kam sie auf das eigentliche Thema zu sprechen, das Thema der Interesse: Die Belohnung. Gut, "sprechen" ist an dieser Stelle falsch eingesetzt, da sie es A) ignorierte, oder B) absichtlich nicht weiter ausführte. Sie starrte mich einfach nur an. Vermutlich war das dieser falsche Heldenmut, der da besagt, dass es doch selbstverständlich ist, Pokémon zu helfen... ach ja, dieses Bibor musste noch lernen, was es hieß, in dieser Welt voller Verrat und Leiden zu leben...
"Oh, Verzeihung...", begann ich zu sprechen. Hierbei schaute ich ihr tief in die Augen. Rhys-Charme? Rhys-Charme. Wer weiß, vielleicht fiel sie drauf herein und ich konnte dieser unschönen Situation noch entkommen, ohne, dass sie irgendeinen Verdacht schöpfte. "Es war nicht so gemeint, wie es sich vielleicht angehört hatte... es geht mir natürlich auch in erster Linie nur darum, den Pokémon zu helfen, sodass sie nicht Opfer einer Naturkatastrophe werden würden, aber dennoch... es kostet einiges an Mitteln meine Gilde zu mobilisieren.".
Mal schauen, wie sie nun reagieren würde... würde sie die kleine Notlüge schlucken, oder würde sie sie erkennen?